Frisch im Ruhestand und voller Tatendrang – so starteten wir drei, die Kumpels, unser Abenteuer. Von den sanften Hügeln Nordbadens führte uns unser Plan über das Elsass ins französische und schweizerische Jura, bevor wir uns den majestätischen Westalpen zuwandten. Eine gute Woche voller Erkundungen, wechselnder Unterkünfte und der Hoffnung auf strahlenden Augustsonnenschein lag vor uns.
Schon bei Lahr tauchten wir ein, ließen die Autobahn hinter uns und folgten dem Rhein und anderen Flüsschen ins Jura. Kaum Verkehr, perfekt ausgebaute Straßen – eine Augenweide für jeden Biker. In Saint Hippolyte gab’s einen obligatorischen Stopp im Biker-Café, wo wir bei einem Kaffee genüsslich das Treiben um uns herum betrachteten. Weiter ging’s, der Doubs unser ständiger Begleiter, bis nach Pontarlier.
Tag zwei begrüßte uns mit Postkartenwetter. Unser Ziel des Tages: Aime/La Plagne in den Westalpen. Die Nebenstraßen, unsere heimlichen Favoriten, waren eine Offenbarung – nur ein paar Radfahrer, Traktoren und die Freiheit der leeren Pisten. Ein Genuss, so in den Vormittag zu cruisen. Die Schweizer Grenze, fast unbemerkt passiert, erinnerte uns mit neuen Nummernschildern und Geschwindigkeitsbeschränkungen an die hiesige Regel: Vorsicht, teuer! Der Col du Marchairuz mit seinen 18 Kilometern Passstraße war eine Freude, doch die Umfahrung des Genfer Sees… nun ja, nennen wir es „notwendiges Übel“. Kleine Ortschaften, viele Stopps – aber die Autobahn? Noch öder!
Halb eins, Hans benötigte seine Pause. Doch bald darauf kam die Belohnung: Kurven, Kurven, Kurven! Und auf 1300 Metern Höhe, am Col de la Croisette, endlich der wohlverdiente Kaffee.. Eine kurze Begegnung mit einem misstrauisch blickenden Stier am Wegesrand sorgte für einen Lacher, bevor wir unser Domizil in Aime erreichten – außen rustikal, innen ein liebevoll restauriertes, gemütliches Bauernhaus.
Der dritte Tag lockte uns über den Kleinen Sankt Bernhard ins Aostatal und wieder zurück. Sonne pur, unzählige Serpentinen und der historische Pass, einst von Napoleon III. erbaut, luden zum Genießen ein. Nach einer Pizza im Papagran, direkt am Kreisverkehr im Aostatal, ging’s zurück nach Frankreich.
Tag vier: Aufbruch zu unserem neuen Stützpunkt in der Nähe des Lac du Serre-Ponçon. Über den Col du Télégraphe und den majestätischen Col du Galibier – den wir letztes Jahr noch bei 8 Grad und Regen überquerten – ging es bei strahlendem Sonnenschein zum Galibier, mehr als nur ein Pass, der eine Wetterscheide, eine Kulturgrenze zwischen Frankoprovenzalisch und Okzitanisch bildet, sichtbar in der Bauweise der Häuser.
Tag fünf: Erneut Italien am Horizont. Die GoPro spielte verrückt, aber die Tour zum Col de la Bonette, dem viertthöchsten asphaltierten Alpenpass Europas, entschädigte für alles. Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, durchgehend zweispurig, das sich bis auf 2715 Meter windet. „Der beste Pass, den ich je gefahren bin“, schwärmte einer von uns. Kurze Aufregung, als zwei italienische Raser uns überholten – der einzige „ernsthafte“ Überholvorgang der Tour. Später dann ein kurzer Stopp am imposanten Erddamm des Lac de Serre-Ponçon, Europas größtem.
Tag sechs: Was ein traumhafter Tag war, sollte in einem Desaster enden. Regen, schlechte Straßen, Rollsplitt – die Abkürzung über den Pas de la Graille wurde zur Zerreißprobe. Dann der Schock: Hans hatte sich ein Metallteil in den Reifen gefahren. 30 Kilometer von jeglicher Zivilisation, auf fast 1600 Metern Höhe, mussten wir flicken und pumpen. Nur zwei Bar, die langsam entwichen… doch wir schafften es zum Campingplatz in Thoard.
Tag sieben: Regentag, die Mopeds bleiben stehen und ich kann in der Umgebung etwas fotografieren.
Tag acht: Die Rückreise war auf zwei Tage angesetzt. Zuerst nach Argis nördlich von Grenoble. Hans’ Hinterreifen hielt, und wir erreichten unser Ziel ohne größere Schwierigkeiten.
Der letzte Tag begann gut, doch der Reifendruck bei Hans wurde zum Dauerthema. Ab Mühlhausen auf der elsässischen Autobahn versagte der erneute Flickversuch endgültig. Hans und seine BMW mussten auf den Anhänger.
So kamen nur Kalli und ich auf unseren Maschinen zu Hause an. Trotz des dramatischen Endes? Eine absolut gelungene Tour, voller unvergesslicher Momente, atemberaubender Landschaften und der Gewissheit, dass echte Freundschaft auch einen Platten übersteht.
GPX-Daten in Vorbereitung