Der Satz, der momentan wieder in aller Munde bzw. Ohren ist, hat vor 10 Jahren unser Land verändert. Warum eigentlich, denn er hat doch nur eine sehr banale Aussage getroffen, der die Menschheit ihre Existenz verdankt? Nämlich die Hoffnung, selbst bei widrigen Bedingungen, dieselbe nie zu verlieren. Vielleicht hätte er weniger Unverständnis erzeugt, wenn er etwas umformuliert „Wir müssen das schaffen!“ gelautet hätte.
Die Geflüchteten aus den Krisengebieten im näheren Umfeld Europas standen an den Außengrenzen der EU und durch das Handeln von populistischen Autokraten wie Viktor Orban auch bereits an den deutschen Grenzen, die aufgrund des Schengen-Abkommens „offen“ waren. Große Menschenmassen in wahrer Not, vertrieben durch mörderische Machthaber und Regime, Kriege, die auch durch die Mitschuld des Westens entstanden sind und die ihre Ursache auch in der früheren Kolonialisierung der Welt haben, suchten nach Hilfe und Unterkunft. Wer kann das den Menschen verdenken?
Einige Zeitgenossen schon: neben den bekannten völkischen Rassisten meldeten sich auch Parteifunktionäre aus Parteien, die religiöse Begründungen ihrer Weltsicht bevorzugen, zu Wort. Aber nicht im Sinne ihrer Religionsgrundsätze, die Brüderlichkeit, Menschlichkeit und Nächstenliebe beinhalten, sondern mit gegenteiligen Parolen, wie „Das Boot ist voll“, „Das Sozialsystem ist überlastet“ und weiteren sehr egoistischen Anmerkungen. Die Kirchen haben immerhin zage dagegen argumentiert.
Handlungsalternativen
Was war deren Alternative zur Kraftanstrengung zur Bewältigung der humanitären Katastrophe? Grenzen dicht, sollen die „wilden Horden“ doch in Österreich oder der Schweiz vergammeln. Einige wollten sogar mit Schusswaffen die Grenzen sichern. Menschen sollten wie Ungeziefer behandelt werden, Kinder, Frauen, Alte und Junge sollten vergrämt werden: aus den Augen, aus dem Sinn. Wie war das mit dem Grundgesetz: Menschenwürde, Gleichheit, Asylrecht?
2012, also drei Jahre vor der sogenannten Flüchtlingskrise, hatte die EU den Friedensnobelpreis erhalten. Und jetzt solche Pläne und Gedanken in den Köpfen der politisch Verantwortlichen. Ich war fassungslos. Anstatt nach einer wahren Lösung des Problems zu suchen, wurden populistische Lügen verbreitet und erklärt, dass wir durch den jetzigen Zustand der Welt nicht betroffen wären. Unsere kleine Welt wird sich nicht verändern, wenn nur die Richtigen an der Macht wären – lächerlich. Jeder, der sich die Welt abseits der touristischen Idylle schon einmal betrachtet hat, kennt deren wahren Zustand. Viele Deutsche denken, sie wären der Nabel der Welt, weil sie durch ihre wirtschaftliche Stärke das Weltgeschehen bestimmen können.
Etwas Macht, ich finde, „Gestaltungsmöglichkeiten“ wäre das bessere Wort, hat Deutschland als Teil der EU. Alleingestellt ist Deutschland in der Weltgemeinschaft einer von vielen Playern, ca. 1 % der Weltbevölkerung, wenn wir auch unsere migrantischen Mitbürger mitrechnen wollen. Wer schon einmal eine afrikanische oder asiatische Großstadt besucht hat, kennt deren Potenziale und hat eine Ahnung, welche Veränderungen uns noch bevorstehen. Flüchtlingsbewegungen müssen bereits von Anfang an konsequent vermieden werden, indem Ursachen durch die Weltgemeinschaft bekämpft, Hilfesuchende direkt vor Ort oder zumindest in unmittelbarer Nähe ausreichend unterstützt und eine belastbare Perspektive für deren Zukunft geschaffen wird.
Was ist zu tun?
Wenn Deutschland weiter erfolgreich seinen Wohlstand und seine demokratischen Strukturen erhalten will (Hat der freiheitlich….?), müssen wir als Gesellschaft erkennen, dass sich die Welt verändert und bereits verändert hat. So läuft das schon seit Beginn der Zeit. Das bisherige Handeln der sogenannten entwickelten Länder hat die sozialen Strukturen in der sogenannten „Dritten Welt“ stark verändert (Kolonialismus, Imperialismus). Diese Gesellschaften sind in der Überzahl und werden in Zukunft prägend sein. Die Ausschöpfung der natürlichen Ressourcen hat ein Ausmaß erreicht, das unsere Umwelt und das Klima stark verändert hat. Es liegt an uns, ob wir die Herausforderung der Veränderung annehmen und mit Ideen und Anpassungsfähigkeit in der Welt von morgen bestehen. Oder als Gesellschaft und Staatsform den Kopf in den Sand stecken, an der Vergangenheit kleben und damit unweigerlich aus der Geschichte der Menschheit allmählich verschwinden. Ich denke aber: „Wir schaffen das!“
Kommentar (2)
K.-H. Sauer| 29.08.2025
Eigentlich alles vollkommen normale Ansichten und Schlussfolgerungen.
Ich verstehe überhaupt nicht, wie man darüber grundsätzlich andere Ansichten haben kann.
Vielleicht sollte man einmal über einen Pflichtdienst in der Entwicklungshilfe nachdenken.
Würde manchem eventuell die Augen öffnen.
AndyO| 31.08.2025
Immerhin stimmst du mir zu, und was den Pflichtdienst betrifft, so wäre es sinnvoll, überhaupt einen sozialen Pflichtdienst, gerne vernünftig bezahlt, einzurichten. Für alle Geschlechter, egal wie viele es gibt. Ein Blick über den Tellerrand schadet niemandem. Auch wir sollten das öfter machen müssen.