Ich denke schon, obwohl sich historische Ereignisse nicht exakt wiederholen. Aber sie zeigen wiederkehrende Muster und Zyklen im menschlichen Verhalten und in gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ermöglicht es uns, die Ursachen und Folgen vergangener Entscheidungen zu verstehen, Parallelen zur Gegenwart zu erkennen und so hoffentlich Fehler zu vermeiden.

Der berühmte Satz von Mark Twain, „Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, fasst diese Idee gut zusammen. Die Rahmenbedingungen, Technologien und individuellen Akteure sind in jeder Epoche einzigartig. Dennoch sind die zugrunde liegenden menschlichen Motive – Gier, Machtstreben, Angst, aber auch der Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden – oft die gleichen. Diese Motive führen unter ähnlichen Umständen zu vergleichbaren Dynamiken.

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Mir ist beim Stellen der Frage, sofort der Wandel des Römischen Reichs von der Republik zum Kaiserreich und dessen anschließender Niedergang eingefallen. Denn wenn ich mir die Vereinigten Staaten von Amerika unter Trump ansehe, so kann ich doch nur feststellen, dass sich die amerikanische Demokratie im Niedergang befindet und die Ausbildung einer Autokratie bereits die ersten Schritte gemacht hat. Auch hier in Europa sind die Anzeichen eines Epochenwandels meiner Ansicht nach nicht zu übersehen. Die Stärkung von nationalistisch-reaktionären Bestrebungen in vielen Ländern steht dem Versuch der Einigung Europas entgegen. Sie fördert eine rückwärtsgerichtete Politik mit dem Ruf nach einem starken Führer oder einer einzig richtigen Ideologie, die alles andere als falsch, krank oder kriminell kategorisiert.

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Cäsar überschreitet den Rubicon (KI-generiert)

Nun sind meine Schulkenntnisse bezüglich des Römischen Reichs ziemlich verblasst, und Details vom Handeln des Gaius Julius Cäsar und seiner Nachfolger sind auf den Inhalt der Asterix-Bände und einiger TV-Dokus geschrumpft. „Alea iacta est“, der berühmte Ausspruch nach dem Überschreiten des Rubicons, also dem Brechen eines heiligen Tabus, ist für Donald Trump und seine europäischen Sympathisanten Tagesgeschäft.

Meine Recherche zum Thema hat die KI beantwortet und mich wieder etwas aufgeschlaut:

Der Weg von der römischen Republik zum Kaiserreich war ein komplexer und langer Prozess, der nicht über Nacht geschah. Er war geprägt von inneren Krisen, Machtkämpfen und dem Wandel der Gesellschaft.

Ursachen für den Wandel

  • Soziale und wirtschaftliche Probleme: Die Expansion des Römischen Reichs führte zu enormer Ungleichheit. Reiche Aristokraten erwarben riesige Ländereien, die sie mit Sklaven bewirtschafteten. Dies verdrängte die Kleinbauern, die oft ihren Besitz verloren und in die Städte zogen, wo sie verarmten und Teil eines unzufriedenen Proletariats wurden.
  • Heeresreformen: Die Reformen des Feldherrn Gaius Marius schufen eine Berufsarmee, die nicht mehr aus unabhängigen Bauern bestand, sondern aus Söldnern, die ihrem jeweiligen Feldherrn loyal waren und nicht dem Staat. Dies machte die Armeen zu persönlichen Machtinstrumenten der Generäle.
  • Bürgerkriege und Machtkämpfe: Die zunehmende Macht einzelner Generäle führte zu einer Reihe von blutigen Bürgerkriegen. Berühmte Beispiele sind die Auseinandersetzungen zwischen Marius und Sulla, Pompeius und Caesar sowie schließlich zwischen Octavian (dem späteren Augustus) und Marcus Antonius.
  • Schwäche der republikanischen Institutionen: Die traditionellen Institutionen der Republik, wie der Senat und die Volksversammlung, waren nicht mehr in der Lage, die Probleme des wachsenden Reichs zu lösen. Sie waren in Fraktionen gespalten und konnten die Macht ambitionierter Einzelpersonen nicht mehr kontrollieren.

Die entscheidenden Schritte

Der Übergang zur Kaiserzeit vollzog sich in mehreren Phasen:

  1. Julius Caesar: Caesar wurde zum Diktator auf Lebenszeit ernannt, sammelte eine enorme Macht in seiner Person und untergrub damit die Prinzipien der Republik. Seine Ermordung im Jahr 44 v. Chr. sollte die Republik wiederherstellen, führte aber stattdessen zu weiteren Bürgerkriegen.
  2. Zweites Triumvirat: Nach Caesars Tod schlossen sich Octavian, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus zu einem „Zweiten Triumvirat“ zusammen, um die Macht zu übernehmen und die Mörder Caesars zu bekämpfen. Die Allianz zerbrach jedoch bald.
  3. Aufstieg von Augustus: Octavian besiegte seinen Rivalen Marcus Antonius in der Schlacht bei Actium im Jahr 31 v. Chr. und wurde damit zum unangefochtenen Herrscher Roms.
  4. Das Prinzipat: Im Jahr 27 v. Chr. gab Octavian dem Senat formell die Macht zurück, behielt aber alle wesentlichen Befugnisse für sich und ließ sich den Ehrentitel Augustus („der Erhabene“) verleihen. Dies war der offizielle Beginn des Kaisertums, auch wenn es als „Prinzipat“ (Herrschaft des „ersten Bürgers“) getarnt war, um den Schein der Republik aufrechtzuerhalten. Augustus’ Herrschaft brachte eine lange Phase des Friedens, die Pax Romana, die das Ende der Bürgerkriege und den Beginn einer stabilen, zentralisierten Herrschaft markierte.

Der Weg von der Republik zum Kaiserreich war somit eine Folge des Zerfalls der republikanischen Ordnung unter dem Druck interner Konflikte und der Machtkonzentration bei charismatischen Feldherren, die schließlich in der Herrschaft des Augustus ihren Höhepunkt fand.

Jetzt will ich Donald Trump nicht unbedingt mit Julius Cäsar gleichsetzen, dann wäre Melania vielleicht die moderne Kleopatra. Und ich wünsche ihnen auch nicht, dass sie deren Schicksal teilen. Aber die politische Situation ist durchaus vergleichbar. Wirtschaftlicher Niedergang mit gleichzeitig neuen Gewinnern, die einen enormen Reichtum und eine daraus resultierende Machtfülle haben: Silicon Valley, Elon Musk und Jeff Bezos sind hier ein paar Stichpunkte. Gleichzeitig ist der Einfluss des Parlaments durch die Lähmung als Kontrollorgan stark zurückgegangen. Viele der Parlamentarier sind direkt oder indirekt von der Gunst des neuen „Kaisers“ Trump abhängig oder haben sich aus Angst vor Repressionen und roher Gewalt aus der öffentlichen Wahrnehmung zurückgezogen. Selbst die vierte Gewalt im Staat, die freien Medien, ist aufgrund ihrer diversen Abhängigkeiten zum zahnlosen Tiger mutiert. Alles in allem sehr beunruhigende Parallelen, zumindest für einen bekennenden Demokraten und Humanisten wie mich.

Aber es gibt auch weitere Beispiele in der näheren Vergangenheit, die wiederkehrende Muster aufzeigen:

  • Wirtschaftliche Zyklen und Krisen: Phasen von wirtschaftlichem Boom, die durch Spekulation und unkontrollierte Schulden getrieben werden, führen oft zu einem plötzlichen Zusammenbruch. Die Große Depression der 1930er-Jahre und die Finanzkrise von 2008 sind Paradebeispiele für dieses Muster. In beiden Fällen gab es eine lockere Regulierung, eine Kreditblase und eine anschließende globale Rezession.
  • Der Aufstieg autoritärer Regime: In Zeiten großer wirtschaftlicher Unsicherheit, sozialer Unruhen und politischer Polarisierung gewinnen oft populistische und autoritäre Führer an Einfluss. Sie versprechen Ordnung und Stabilität und spielen mit den Ängsten der Bevölkerung. Dies war in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern (Italien, Spanien, Portugal, Ungarn und Rumänien) vor und nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall und ist ein Muster, das sich in verschiedenen Formen in der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart in vielen Ländern wiederfindet.
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Wer sieht hier kein Muster bzw. eine Übereinstimmung mit der heutigen Zeit? Die, die von den Veränderungen in der Gesellschaft am meisten profitieren, die großen Tech-Konzerne, Parteien, die durch die Verunsicherung der Menschen starken Zulauf haben, und weiter Profiteure nutzen genau diese Verunsicherung, um daraus Kapital zu schlagen. Sie destabilisieren das System weiter, offen oder verdeckt, und suchen gleichzeitig Sündenböcke für diese Entwicklung: Migranten, Geflüchtete, Bürgergeldempfänger, Politiker und Medien, die ihren Absichten entgegenstehen …

„Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD!“, diese Aussage des langjährigen Pressesprechers der AfD, Christian Lüth, steht stellvertretend für meine Analyse. Und dass dieser Mensch Migranten erschießen oder vergasen will, hält die AfD-Sympathisanten nicht davon ab, eine solche Partei zu wählen. Sage niemand hinterher, man hätte es nicht wissen können, was die sogenannte „Lügenpresse“ so alles vorher schon aufgedeckt hat. Hier die nächste Parallele, die allerdings erst in der Zukunft offensichtlich sein wird.

Leider habe ich beim Betrachten der heutigen weltpolitischen Situation keine optimistischere Sichtweise. Auch wenn das Lernen aus der Geschichte nicht bedeutet, die Zukunft vorherzusagen, so kann man doch ein Bewusstsein für die Triebkräfte und Gesetzmäßigkeiten entwickeln, die menschliche Gesellschaften prägen. Durch das Erkennen von Mustern können und sollten wir aktuelle Probleme in einem breiteren Kontext sehen. Dies soll ein Appell an die verantwortlichen Handelnden, aber auch an alle Wähler sein, ihre Entscheidungen kritisch zu hinterfragen und hoffentlich klug zu handeln. Sie sollten zumindest klüger agieren als unsere Vorfahren in ähnlichen Situationen, die dann in einer mehr oder weniger großen Katastrophe endeten. Soweit ich aber die politischen Debatten und die Realität betrachte, denke ich, dass unsere aktuellen Politiker sich weiter im „Kleinklein“ verlieren. Aber dieses Verhalten kann man ebenfalls in der Historie beobachten. (siehe auch: Hat der freiheitlich demokratische Staat seine Existenzberechtigung verloren?)

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