
Freitag Mittag, unsere Toyota muss wieder zurück zum Verleiher. Also machen wir uns auf den Weg, ungefähr eine halbe Stunde zu Cami Motors am Boulevard de Genéral Leclerc 27 Août 1940. An einer Kreuzung, an der ich recht abbiegen muss stockt der Verkehr, weil ein paar Typen einen PKW, der liegen geblieben ist von der Straße schieben will. Wir stehen mit unserem Wagen halb in der Kreuzung, während links ein Lkw steht. Als die Straße wieder frei ist und sich alle in Bewegung setzen, hat uns der Lkw-Fahrer wohl übersehen. Denn er fährt mit Vollgas an und ich kann nur noch voll nach rechts ziehen, um zu verhindern, dass der Lkw unsere Front komplett überrollt. Aber das Knirschen verrät sofort, dass dieses Fahrmanöver nicht gereicht hat. Den kotflügel hat’s erwischt – Schei… Okay, rechts vor links und außerdem stehender Verkehr, ich habe noch zwei Zeugen im Auto. Der Lkw-Fahrer ist gleich ausgestiegen und will die schuld auf mich schieben, aber da hat er nicht mit meinen zwei Beifahrerinnen gerechnet. Die holen auch gleich per Moped-Taxi die Polizei.
Inzwischen ist auch der Chef des Fahrers eingetroffen, alles kein Problem, der Schaden an unserem Auto ist schließlich „gering“. Da kann man sich doch so einigen. Ich bestehe auf eine „normale“ Regulierung und die Unfallaufnahme durch den Polizisten, der mit seinem Moped angekommen ist. Der nimmt dann auch alle Personalien auf und der Lkw-Fahrer kann gehen. Wir müssen mit auf die Wache. Kein leichtes Unterfangen, denn der Polizist auf dem Moped fährt recht flott durch den dichten Stadtverkehr, ich hinterher ohne zu wissen, wo es eigentlich lang geht. Und dann stoppt er mitten auf einer Kreisverkehrsinsel. Hier ist das Revier, ein kleiner Container mit einem riesigen Werbepanel über dem Dach. Das „Büro“ ist unterirdisch, vier Arbeitsplätze, einer davon mit einer Schreibmaschine ausgestattet.
Der Boden war mit Laminat ausgelegt…
…vor ungefähr einhundert Jahren. Inzwischen hatte sich das Material fast vollständig aufgelöst, der Sandboden darunter war zu sehen. Die Formulare zur Schadensaufnahme wurden mit Hand ausgefüllt. Danach musste eines „meiner Mädels“ einen Kopie-Shop suchen, um die Papiere zu kopieren. Irgendwann war dann alles erledigt und wir konnten endlich Richtung Verleiher durchstarten. Den hatten wir bereits vorab über den Unfall informiert.
Als wir dort ankamen, herrschte natürlich blankes Entsetzen über den Schaden. 2000 € würde die Reparatur etwa kosten. In Deutschland wären wir sicher beim Dreifachen. Das Auto war vollkaskoversichert. Allerdings wollten sie meine Kaution über 600 € einbehalten. Kein Problem, ich hatte eine Zusatzversicherung abgeschlossen, die mir das Geld ersetzen sollte. Das Geld habe ich nach einem halben Jahr noch bekommen, aber nur, weil die gegnerische Versicherung den Schaden beglichen hat. Solche Zusatzversicherungen sind nicht immer nützlich.