Die Fahrt nach Limbe startete schon früh, kurz nach 7 Uhr, denn wir wollten den obligatorischen Stau in Douala und vor allem am „Rond Point“ und der Brücke über den Wouri nach Bonaberi vermeiden. Obwohl die Fahrtstrecke nur 94 km beträgt, dauert die Fahrt doch ca. 3 Stunden. Zum einen ist die Strecke durch Douala und Bonaberi „sehr verkehrsreich“, zum anderen ist die Straße für kamerunische Verhältnisse nicht schlecht, aber doch mit vielen Schlaglöchern, unbefestigten Streckenabschnitten, den berüchtigten „dos d’âne“ (Eselrücken) also Straßenschwellen und nicht zuletzt durch zahlreiche Polizeikontrollen gespickt. Und tatsächlich, wir schafften die Fahrt zur Stadtgrenze relativ schnell und ohne bemerkenswerte Zwischenfälle.

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Route Douala - Limbe, Seme Beach (Quelle: https://www.google.com)
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Nach der Kontrolle lachen alle.

Kurz nach Douala war dann auch schon die erste Kontrolle. Ein Weißer, der in Kamerun Auto fährt, ist eher eine Seltenheit. Also wird hier besonders gründlich kontrolliert. Die Fahrzeugpapiere waren vorhanden, aber dass die „TÜV-Abnahme“ nicht dabei war, irritierte den Polizisten zuerst. „Neuwagen unter einem Jahr brauchen sowas nicht“. Der internationale Führerschein war auch nicht zu beanstanden und alle Insassen waren angeschnallt – in Kamerun schnallt sich niemand an. Der zuerst strenge Ton des Polizisten wurde freundlicher. „Ob wir wohl ein Foto mit ihm machen könnten?“ Jetzt wurde er noch freundlicher, „Aber sicher“ so seine Antwort, natürlich auf französisch. Die Knipserei machte seine Kollegen auf uns aufmerksam, „keine Fotos in Facebook!!!“. Natürlich nicht, die kommen verpixelt nur auf meine Webseite und vielleicht in meine Youtube-Doku. Aber das musste ich ja nicht gleich „öffentlich“ machen.

Die Landschaft des Littorals, wie die Region um Douala genannt wird, ist etwas eintönig, da das Gelände eher flach und mit eintöniger Vegetation bewachsen ist. Vor allem gibt es viele Palmölplantagen. Richtung Limbe wird es dann gebirgiger, denn hier verlaufen die Ausläufer des Mont Cameroun (4095 m), einem aktiven Vulkan, bis zur Küste. Limbe ist eine größere, lebhafte Stadt im englischsprachigen Bereich von Kameruns. Sie wurde von Baptisten im 19. Jahrhundert als Victoria gegründet und war auch in der deutschen Kolonialzeit ein wichtiger Hafen. Der botanische Garten ist sehr sehenswert, er wurde von den „Deutschen“ als Versuchsanstalt gegründet. Wir hatten ihn bereits früher, wie auch das Limbe Wildlife Center, besucht.

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Limbe
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Mit Schwiegermutter

Heute wollten wir aber weiter zum Hotel Seme Beach, ca. 20 km außerhalb. Bei unserer Ankunft dort, war die Einfahrtschranke geschlossen und niemand zu sehen. Als dann endlich jemand kam, mussten wir zuerst Eintritt bezahlen, dann konnten wir auf den Parkplatz fahren. Die Hotelanlage besteht aus vielen kleinen eingeschossigen Gebäuden, die in einer parkähnlichen Anlage in einem hügeligen Gelände verstreut liegen. Niemand war zu sehen, als wir unsere „sieben Sachen“ vom Auto zum Strand trugen. Hier standen verstreut kleine Pavillons hinter der Strandmauer, die mit Bänken und einem Tisch ausgestattet waren. Da es in den Tropen immer wieder den eine oder anderen kurzen Schauer geben konnte, war es sinnvoll, dass wir uns hier installierten.

Jetzt zuerst mal ins Wasser. Obwohl der Himmel bedeckt war, war die Temperatur über 30 °C bei einer sicherlich über 80%-Luftfeuchtigkeit.

Der Strand war ca. 20 m breit und sehr dunkel – fein gemahlene Lava des nahen Mont Cameroun. Die Brandung war nur schwach und man konnte weit in den hier flach abfallenden Atlantik laufen. Auch unsere Nichtschwimmerinnen hatten den Mut in das lauwarme Wasser zu waten. Viele Kamerunerinnen und Kameruner können nicht schwimmen, auch meine Frau hat erst in Deutschland schwimmen gelernt. Inzwischen schnorchelt sie ja mutig (siehe Bootsfahrt zum Nationalpark „Ras Mohammed“ und zur „Weißen Insel“).

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Seme Beach
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Am Tag zuvor hatte mich eine Radio-Redakteurin von SWR1 angerufen. Ich hatte an einer Abstimmung zum SWR1-Lieblingsbuch teilgenommen und einen Tag vor unserem Abflug das Gewinnerbuch zugeschickt bekommen: „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ von Alena Schröder. Ich hatte das Buch als Urlaubslektüre in letzter Minute eingepackt und auch bereits zur Hälfte gelesen. Jetzt wollte die Redakteurin, dass ich am nächsten Tag, also während unserer Fahrt nach Limbe, mit der Moderatorin Stefanie Anhalt telefoniere und meine kleine Buchrezension zum Besten gebe. Natürlich sollte auch mein Aufenthalt in Kamerun kurz thematisiert werden. So wartete ich nach dem kurzen Bad gespannt auf den Anruf, der dann auch tatsächlich kam. Mein ehemaliger Deutschlehrer hätte sich natürlich sicher wieder die Haare über meine Kurzinterpretation gerauft, aber kurz nach dem Telefonat wurde ich erneut angerufen, weil die Sprachqualität für eine Sendung zu schlecht war, also wurde meine Laberei erstmal nicht publiziert.

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Meine Reiselektüre
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Bei diesem Gespräch war die Qualität der Verbindung dann allerdings gut. Also wollten es die Radioleute noch einmal versuchen. Wir waren inzwischen zu einem kleinen Strandspaziergang aufgebrochen und beim erneuten Anruf der Moderatorin saß ich auf einem umgestürzten Baumstamm im Dschungel, keine 5 Meter vom Wasser entfernt – idyllisch. Dieses Mal war die Ton-Aufnahme gelungen und das Interview sollte nachmittags gesendet werden. Natürlich war ich aufgeregt, während des Gesprächs und hinterher ziemlich aufgewühlt. Man kommt schließlich nicht jeden Tag im Radio, auch wenn das Geplauder nicht sonderlich geistreich war, ich schreibe lieber als dass ich rede.

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Wir genossen den restlichen Tag am Strand, schwammen ein wenig und tranken Kokosmilch aus frisch aufgeschlagenen Kokosnüssen. Meine Mädels haben auch gleich Verehrer gefunden, die ihnen im nahegelegenen Flüsschen schwimmen beibringen wollten. Das Wasser im Fluss war glasklar und ungleich kühler – kamerunisches „Volvic“, vom Vulkangestein gefiltert. Und tatsächlich haben wir während unseres ganzen Aufenthalts in Kamerun fast immer Wasser vom Mont Cameroun getrunken: Supermont, schmeckt wirklich gut, (ich werde für die Werbung nicht bezahlt :-)).

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Das Trinkwasser der Wahl

Rückfahrt

Während der Rückfahrt am Nachmittag versuchten wir per SWR1-App die Ausstrahlung des Interviews zu verfolgen. Die Internetverbindung war aber nicht immer stabil und außerdem wurden wir immer wieder von der Polizei kontrolliert, teilweise recht penetrant. Allerdings hatten wir inzwischen gelernt, bestimmt, aber freundlich, die unterschwelligen Fragen nach „Trinkgeld“ zu parieren. Und endlich konnten wir auch den vielleicht zweiminütigen Beitrag über das World Wide Web hören. Meine Stimme im Radio, das erste und sicherlich auch zum letzten Mal. Wer hat das wohl aus dem Bekanntenkreis gehört?

Blechschaden

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