
Anreise
Yaoundé, auf Deutsch amtlich Jaunde, ist die Hauptstadt Kameruns. Die Stadt wurde 1889 durch die deutsche Kolonialverwaltung gegründet und ist seit 1922 Hauptstadt, zunächst des französischen Teils von Kamerun. Wir wollten nach Yaoundé, um einen Onkel zu besuchen und einen Pass für die jüngere Schwester meiner Frau ausstellen zu lassen. Einen Pass bekommt man in Kamerun nicht einfach beim Bürgerbüro und für einen Bruchteil eines Monatseinkommens. In Kamerun kostet ein Pass einige hundert Euro und ist nur in der Hauptstadt zu beantragen und abzuholen. Die zur Beantragung erforderlichen Papiere liegen auch nicht immer in ausreichend guter Qualität vor, da die Verwaltung in den ländlichen Bereichen nicht immer funktioniert.

Die 250 km zwischen den beiden größten Städten Kameruns waren aufgrund des teilweise miserablen Straßenzustands nicht in 5 Stunden, wie durch Google-Maps berechnet, sondern schnellstens in sieben Stunden zu bewältigen. Schneller waren nur die großen Überlandbusse, die ohne Rücksicht auf Verluste mit teilweise weit über 90 km/h über die riesigen Schlaglöcher rasten. Wir hatten einen älteren Toyota RAV4 gemietet, mit dem ich immer wieder versuchte, mit den Bussen Schritt zu halten. Unmöglich, die Stoßdämpfer kamen bald an ihre Grenzen. Aber auch einzelne Busse standen bisweilen am Straßenrand, die Fahrgäste gelangweilt telefonierend am Straßenrand, die Motorhaube geöffnet und ein paar Körper in den Motorraum gebeugt.
Außerhalb der Städte gab es kaum Verkehr, Busse und Lkws waren die Mehrzahl. Pkws waren kaum unterwegs. Aber zunächst benötigten wir mal eine Stunde, um durch Douala zu fahren und die erste Polizeikontrolle hinter uns zu bringen. Bereits am ersten größeren Kreisverkehr in Douala hat ein vorbeifahrender Motorradfahrer den linken Außenspiegel umgerissen. Ein darauffolgender Fahrer hat ihn zwar unbürokratisch zurückgebogen, das Glas war aber aus der Fassung gebrochen und hing nur noch an einem Kabel. Mein Versuch, das Glas wieder festzudrücken, misslang aber im dichten Verkehr. So war der Blick im Rückspiegel nicht immer sonderlich hilfreich. Kurz darauf ein kratzendes Geräusch hinten. Ein großer Mercedes-SUV versuchte sich zwischen unserem Toyota und der inneren Kreisverkehrsbegrenzung durchzudrängen, vergeblich. Im subatomaren Bereich können Teilchen Festkörper ohne große Zwischenfälle durchdringen. So glaubte der Mercedes-Fahrer wohl, dass die Quantenmechanik auch in der makroskopischen Welt ihre Gültigkeit hätte und sich Autos wie Quantenobjekte verhalten. Also gut, einfach nicht aufregen, ein paar Schrammen an unserem RAV4 mehr sind nicht der Rede wert – weiterfahren.
Die Straße bis Edéa war voller Schlaglöcher und mit auch sonst schlechtem Straßenbelag. Bei Edéa überquerten wir zwei Brücken über den Sanaga. Hier stehen große Stauwehre zur Stromerzeugung. Die Brücken stammen teilweise noch aus der deutschen Kolonialzeit. Nach Edéa verzweigt die Straße. Rechts bog man Richtung Kribi ab, dahin würden wir in einer Woche fahren. Jetzt ging es aber geradeaus nach Yaoundé. Die Straße wurde nicht besser. Die Landschaft war leicht hügelig, aber trotzdem recht langweilig, mit der immer gleichen Vegetation. Wir durchquerten unzählige kleine Ortschaften, häufig mit kleinen Märkten, und passierten auch einige Zahlstellen, jeweils 500 CFA-Francs, also 80 Eurocent. Hier versuchten viele Verkäufer ihre Waren, Erdnüsse, Obst und Wasser an die Vorbeifahrenden zu verkaufen.

Unterkunft
Die Unterkunft hatten wir über Airbnb gebucht. Wiederholt war die Lage der Mietobjekte in Kamerun bei Airbnb falsch angegeben. Die Koordinaten, die wir vom Vermieter erhalten hatten, waren zwar, wie sich später herausstellte, richtig. Trotzdem fanden wir den Eingang zur Wohnung nicht sofort. Erst als wir direkt telefonieren konnten, hatte unsere Irrfahrt ein Ende. Das Gebäude befand sich recht versteckt an einer Art Feldweg, der von der asphaltierten Straße abging. Niemals hätte ich dort eine für Europäer bewohnbare Wohnung vermutet. Der Vermieter war ein Belgier, der mit einer Kamerunerin verheiratet ist. Wir hatten zwar einen SUV, aber die Einfahrt zum Grundstück war recht tricky, da man nur rückwärts in die schmale und steil abfallende Einfahrt fahren konnte und in der kaum Platz war. Zudem war es Nacht und der linke Rückspiegel fiel aufgrund des Vorfalls am Vormittag immer aus der Halterung. Die Sicht nach hinten war also suboptimal.
Die Umgebung war besser als auf den ersten Blick vermutet. Das Quartier Bastos, in dem unsere Wohnung lag, ist der Bezirk, in dem viele Botschaften und Ministerien liegen. Das Kongresszentrum lag in unmittelbarer Nähe. Hier liegen Prunk und Armut direkt nebeneinander. Vom Balkon unserer Wohnung hatten wir einen schönen Ausblick, mit vielen tropischen Pflanzen und Vögeln in direkter Nähe. Allerdings konnten wir auch direkt in die Hinterhöfe der ärmlichen Wellblechsiedlung schauen.
Unser Vermieter bot an, das Fahrzeug einzuparken. Er hätte mit großen Autos viel Erfahrung. Er hat dann auch eingeparkt, wenn auch erst nach einigen Fehlversuchen. Am nächsten Morgen hatte er meinen Spiegel repariert – besten Dank für diesen Service. Trotzdem haben wir beschlossen, in Yaoundé mit dem Taxi zu fahren. Yango funktioniert auch hier, das ist dann bequemer und das eigene Fahrzeug bleibt intakt.
Die Wohnung war super. Endlich mal eine Möglichkeit, Espresso zu kochen und diesen dann gemütlich auf dem Balkon zu trinken. Denn Yaoundé liegt 700 m über N.N. und hier war es morgens noch angenehm kühl. Die Zimmer waren stylish und teilweise mit Europaletten-Möbeln eingerichtet. Es gab einen Wasserspender mit gekühltem Wasser und eine perfekt eingerichtete Küche. Hier konnte man was kochen und sich einfach wohlfühlen. Drei Schlafzimmer für uns fünf, da hatte die 18-jährige Schwester meiner Frau mal ein Zimmer für sich. Außerdem gab es warme Duschen. In Kamerun ist beides für die meisten Familien ein Luxus. Die Ansprüche sind hier auch einfach wesentlich niedriger als bei uns in Europa.


Die Stadt
Yaoundé ist eine Stadt, die während der deutschen Besatzungszeit gegründet wurde. Im Zentrum sind viele moderne Bauten. Die Straßen sind in einem weitaus besseren Zustand als im restlichen Land. Für mich als Motorradfahrer besonders bemerkenswert: hier fahren sogar Motorräder mit über 600 cm³, weil man hier auch schneller fahren kann. In Douala wäre nur eine geländegängige Maschine sinnvoll.
Die Straßen sind zwar nicht so überfüllt wie in Douala. Dafür wird hier wesentlich schneller gefahren und Verkehrsregeln sind ebenso nur eine Empfehlung und kein Muss.
Das Klima ist aufgrund der Höhenlage wesentlich angenehmer als in Douala. Nachts kühlt es auf ca. 20 °C ab und auch tagsüber herrscht nicht diese kräftezehrende Schwüle.

Sightseeing
Unser Ausflug am zweiten Tag führte uns zunächst auf den Mont Fébé am Rande der Stadt. Hier konnte man die auf (sicher sieben*grins*) Hügeln erbaute Stadt zumindest teilweise überblicken. Sicher, der Smog und die feuchte Luft lagen auch über dieser Stadt. Trotzdem ein bemerkenswerter Ausblick, den auch zahlreiche Einheimische genossen.
Dann zurück in die Stadt, Ziel ist das „Monument de la Réunification“, das Denkmal der Wiedervereinigung Kameruns.

Monument de la Réunification
Eine Statue von ca. 7 m Höhe und zwei als Spirale gewundene Treppen, die sich nach oben immer enger winden und in einer Spitze in geschätzt ca. 20 – 25 m Höhe enden. Die Statue stellt einen alten Mann dar, der auf beiden Seiten fünf Kinder trägt, die sich an seinen Körper klammern und die nationale Fackel, das Symbol der Freiheit, schwingen. Die zwei Treppen sollen den französischen und englischen Teil Kameruns darstellen, die sich nach der Unabhängigkeit wieder vereinigt haben.
Das Areal ist umzäunt und die Wächter an der Tür wollen einen viel zu hohen Preis, um das Monument zu besteigen. Eigentlich reicht es, was ich von außen gesehen habe. Aber meine Begleiterinnen wollen ihr Nationaldenkmal besteigen. Also weiter verhandeln, bis der Preis endlich stimmt. Dann war der Weg für den Gipfelsturm endlich frei.
Nationalmuseum
Das Nationalmuseum, unser nächstes Etappenziel, liegt am Ende einer Parkanlage und ist der frühere Präsidialpalast, den Kameruns erster Präsident Amadou A. Ahidjo nach der Unabhängigkeit (1960–1982) als Amtssitz nutzte. Eine größere Schülergruppe lagerte auf der Rampe vor dem Eingang. Das Museum selbst war allerdings geschlossen. Also zumindest haben wir den Eintrittspreis gespart. Und wie ich später gelesen habe, wäre die Ausstellung ohnehin uninteressant.

Da es wie immer heiß war, suchten wir nach einer Möglichkeit, Getränke zu kaufen, da wir leider nichts mitgenommen hatten. Bedauerlicherweise gab es nirgends etwas Derartiges – also ohne weiteren Flüssigkeitsnachschub weiter transpirieren.
Von hier aus ging’s dann wieder mit dem Taxi in unser Zuhause.